Vernissage Rede für Curt Scheiderbauer:

Ich möchte klarstellen, dass ich kein grosser Vernissageredner bin und eigentlich Anfragen diesbezüglich immer abgelehnt habe.
Der Grund liegt primär für mich darin, dass das Kunstempfinden ein sehr persönliches ist – so empfinde ich dies wenigstens. Eine sehr emotionale Sache. Kunst muss faszinieren, begeistern, Emotionen wecken – man muss mit ihr leben wollen, man muss sie lieben.

Dass ich nun doch ein paar Worte sage begründet sich in der tiefen Wertschätzung, die ich Curt Scheiderbauer als Mensch und Künstler gegenüber habe. Erwarten Sie daher keine tiefschürfende Vernissagerede

Ich kenne Curt bereits seit vielen Jahren und wir haben einige Projekte gemeinsam angestossen und vollendet. Es war dabei nie die Frage, wer wen dominiert oder wer wem seine Idee aufzuzwingen sucht, sondern immer die gemeinsame Vision, ein tiefes gegenseitiges Verstehen und Verständnis.

Curt ist Künstler - ich bin nur Sammler, wie viele hier im Raum.

Aber es braucht eben beide - Künstler und Sammler. Denn ohne Sammler könnten Künstler nicht existieren (gibt da sehr berühmte Beispiele) und ohne Künstler, da gäbe es herzlich wenig zum sammeln.

Was ist nun Kunst?

Diese Frage wird mir immer wieder gestellt.

Ich denke, diese Frage lässt sich sehr gut an den Reaktionen der Besucher des neuen Kunstmuseum Liechtenstein, das am 12. November seine Pforten geöffnet hat erklären. Ich gehe natürlich davon aus, dass Sie dieses schon besucht haben und wenn nicht, dann wird es höchste Zeit! (kurze Werbeblock)

Wenn Sie dort von Saal zu Saal gehen, erleben Sie Brüche – vielleicht sogar mentale Schocks. Der erste kommt bestimmt, wenn Sie im Erdgeschoss von den Bildern der Schule von Barbizon in den Raum mit Installation Dachau hineingehen. Der nächste kommt mit Garantie, wenn Sie dann über die Treppe den Saal der fürstlichen Exponate betreten und aus diesem heraus wieder einen Saal mit Arte Povera.

Was ist nun Kunst? Sind es die Bilder und Skulpturen der fürstlichen Sammlung? (vor mir sprach ein Besucher zu seiner Frau von alten Schinken) oder ist es die Arte Povera (vor der mancher fassungslos steht und sich fragt, wer provoziert hier wen?

Die Lösung der Frage - was ist Kunst? Nehmen Sie einfach ein Zitat von Gottfried Honegger, dessen Werke bis gestern diesen Raum schmückten:

„Erst der Betrachter macht es zur Kunst.“

Das mag zwar sehr einfach und banal tönen hat aber seinen sehr tiefen Sinn wenn man ein bisschen weiter denkt. Gottfried Honegger vertritt die Überzeugung, dass die Definition der Kunst bzw. was Kunst ist jedem selbst überlassen sein muss und nicht irgendwelchen Koryphäen.

Das gibt Freiheit in der Betrachtung und erzeugt Toleranz gleichzeitig gegenüber andersartiger Auffassungen und Betrachtungsweisen.
(genügend Beispiele staatlich verordneter Kunstdefinition in diktatorischen Staaten)

Auch ich selbst stehe öfters vor Werken oftmals bekannter Künstler mit denen ich einfach nichts anfangen kann, keinen Zugang finde. Ich fand dies früher als Mangel heute stehe ich dazu. Genauso geht es anderen Menschen, die vor Kunstwerken stehen, die mir gefallen. Sind wir doch tolerant und denken wir an die Betrachtung der Welt mit verschieden Brillen. Es muss auch nicht bedeuten, dass dem immer so ist. Wie man selbst in einer persönlichen Evolution steht, so geht es auch mit dem Empfinden und manchmal findet man plötzlich etwas sehr ansprechend und anregend das vorher nichtssagend war. Sei es durch intensivere Beschäftigung mit der Sache selbst, sei es durch die nähere Bekanntschaft mit dem Künstler und das gewonnene Wissen über seine Überlegungen oder sei es aus Gründen der eigenen Entwicklung.

So ist auch die Beurteilung von Curt Scheiderbauers heutigen Werken eine persönliche Entscheidung.

Sie ist nicht rational sondern höchst emotional – was spricht mich an, was bewegt dieses Werk in mir und was nicht?
Ich möchte daher gar nicht näher auf die einzelnen Werke eingehen, und Curt wird mir dies sicher verzeihen. Denn meine Interpretation ist sicher nicht die Interpretation von Curt. Ich bin überzeugt, manche Künstler oder Künstlerin hätten sich im Grabe gedreht, wenn sie den Interpretationsunsinn gehört hätten, der teilweise an Vernissagereden über sie verbreitet wurde.

Curt hat Vorbilder gehabt, einer war der Künstler Hubert Berchtold, der 1984 gestorben ist. Er war zu seiner Zeit Coach und Ratgeber. Curt ist aber seinen eigenen Weg gegangen und hat ihn nie kopiert.

Ein andere war Paul Stieger – unser „crazy Guru“. So war es für mich immer wieder faszinierend die Evolution des Schaffens von Curt mitzuerleben. Eine Evolution die nicht zuletzt auch sehr durch die Botschaft unserer Innovationsseminare geprägt ist. Eine Botschaft, die auch direkt und unmittelbar in vielen seiner Bilder und Skulpturen zum Ausdruck kommt. Curt hat Leadership nicht nur als Mensch sondern in seinem Werk verinnerlicht und das heisst für mich Leadership leben.

Wenn Sie die heutigen Werke betrachten zeigt es sich, dass Curt wiederum neue Wege geht. Er löst sich von seinen geometrisch exakten und klaren konkreten Formen. Das einzige was bleibt und sich nicht verändert: das Hilti Rot. Für Curt unseren „CI –Papst“ ein klares Accept-It

Ist es dies der Einfluss seiner persönlichen Freiheit oder der Einfluss von Spanien? Fragen Sie nicht mich, fragen Sie Curt selber.

Sie, liebe Gäste und Mitarbeiter hatten nun Gelegenheit mit Curt zusammenzuarbeiten. Ich finde das ganz toll, wie Curt versucht die Kreativität seiner Mitmenschen anzuregen und sie zu begeistern. Nur wenn wir lernen Farben und Formen zu sehen, dann sehen wir auch die Schönheit der Welt. Curt ist dabei immer sich selbst geblieben, bescheiden und zurückhaltend, sich selbst nie in den Vordergrund stellend. Daher ist es höchste Zeit, dass ich dies hier heute einmal tue.

In diesem Sinne danke ich dir lieber Curt ganz herzlich für Deinen Beitrag und Dein Engagement. Ich hoffe und bin eigentlich sicher, dass die Kunst, auch ausserhalb der Kunstwelt, unsere Freundschaft noch viele Jahre verbinden wird.




                                                                             Michael Hilti
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